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Große Studie

Viele Millionen Verbandsmitglieder unzufrieden mit Corona-Krisenmanagement der Politik

Nur 17 Prozent der Mitglieder in Deutschlands Verbänden sind sehr zufrieden mit dem Corona-Krisenmanagement der Bundesregierung. Die EU schneidet noch schlechter ab: Sie überzeugt lediglich 5 Prozent der Verbandsmitglieder mit ihrem Handeln in der Krise. Auch die Verbände selbst erhalten von ihren zahlreichen Mitgliedern und Beitragszahlern kaum gute Noten für ihr Krisenmanagement.

Zu diesen Ergebnissen kommt die bundesweite Studie „Fanfocus Deutschland Verbände“ des Mainzer Marktforschungs- und Beratungsunternehmens 2HMforum. und der ECOPLAN GmbH. Befragt wurden knapp 2.000 Mitglieder verschiedenster Organisationstypen in ganz Deutschland – u.a. Mitglieder von Parteien, Kirchen, Branchen-, Fach- und Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften, Berufsverbänden, Handwerksinnungen, Umweltschutz- und Verbraucherschutz-Organisationen. Schwerpunkt der wissenschaftlich fundierten Studie sind die Mitgliederzufriedenheit, die emotionale Mitgliederbindung sowie die Auswirkungen der Pandemie.

In Deutschland gibt es aktuell mehr als 15.000 Verbände, welche die Interessen mehrerer Millionen Mitglieder versuchen zu bündeln und vertreten – darunter die Großen wie etwa der ADAC, die zahlreichen Sportvereine und -Verbände des DOSB, die mitgliederstarken Sozial- und Wohlfahrtsverbände, wie Sozialverband VdK, SoVD, AWO, DRK, Caritas oder Diakonie, aber auch die Gewerkschaften der Dachorganisationen DGB oder DBB, wie IG Metall, ver.di, GEW oder VBE oder die Verbraucherschutzorganisationen, wie etwa der Deutsche Mieterbund, Haus & Grund oder der Bund der Steuerzahler. Dazu kommen die zahlreichen Mitgliedsorganisationen der großen Spitzenverbände der Deutschen Wirtschaft BDA, BDI oder ZDH, wie z. B. VDA, DEHOGA, HDE oder UDH, ebenso die weiteren Wirtschafts-/Unternehmensorganisationen wie FAMILIENUNTERNEHMER, BVMW, Mittelstandsbund, MIT oder Wirtschaftsrat, deren Bedeutung nach dem sog. „Maulkorburteil“ des Bundesverwaltungsgerichts im Herbst letzten Jahres – vielleicht zu Kammerorganisationen allgemein – gerade in der Pandemie gewachsen zu sein scheint.

Politisches Handeln in der Krise

Die Mitglieder in diesen Verbänden mit freiwilliger Mitgliedschaft sehen das politische Handeln in der Pandemie eher kritisch – sowohl das der Bundesregierung als auch das der jeweiligen Landesregierungen und der Kommunen.

Dabei gibt es auf Länder-Ebene große Unterschiede. In Bayern, dem Bundesland mit den einschneidendsten Schutzmaßnahmen, geben 31 Prozent der Verbandsmitglieder an, mit dem Krisenmanagement der dortigen Landesregierung sehr zufrieden zu sein. In Baden-Württemberg sind dies nur 13 Prozent, in NRW lediglich 11 Prozent und in Berlin sogar nur 9 Prozent. Generell schneiden die Landesregierungen und auch deren Kommunen in Ostdeutschland hier schlechter ab im Vergleich zu denen in Westdeutschland.

„Der Umgang mit der Pandemie durch die jeweiligen Landesregierungen wird von Mitgliedern aus Branchen-, Fach- und Arbeitgeberverbänden, Berufsverbänden, Umweltschutz- und Sozial-/Wohlfahrtsverbänden zwar ebenfalls schlecht, jedoch noch am besten bewertet. Besonders kritisch äußern sich hier die Mitglieder aus Verbraucherschutzorganisationen und Automobil- und Verkehrsclubs“, analysiert Stefan Eser, Wissenschaftlicher Leiter der Studie „Fanfocus Deutschland Verbände“ bei 2HMforum.

Große Stütze in der Krise? Eher nein…

Sind die Verbände für ihre Mitglieder in der Krise eine große Stütze? Die Studie „Fanfocus Deutschland Verbände“ zeigt, dass nur jedes fünfte Mitglied mit dem bisherigen Krisenmanagement des eigenen Verbands sehr zufrieden ist. Weder die aktuell stark geforderten und u. a. in der BDA oder dem BDI organisierten Branchen- und Arbeitgeberverbände, denkt man beispielsweise an DEHOGA, HDE oder VDA, erhalten hier für ihre wichtige Arbeit von ihren Mitgliedern besonders gute Noten, noch die Parteien, Gewerkschaften, Verbraucherschutzorganisationen oder gar die beiden großen Kirchen. Ebenfalls insgesamt nicht gut, jedoch besser schneiden hier z.B. Sport- und Umweltschutzorganisationen, Sozial- und Wohlfahrtsverbände, Medizin-, Patienten- und Selbsthilfevereinigungen und Handwerksinnungen ab.

„Das ist eine klare Aufforderung an nahezu alle Interessenvertreter in Deutschland, noch mehr über die häufig im Detail unbekannten Bedürfnisse ihrer Beitragszahler zu erfahren und auf diese einzugehen, um ihre Funktion als Fürsprecher in der Öffentlichkeit noch besser wahrnehmen zu können, jedoch gleichzeitig – quasi im Spagat – auch intern in Richtung Mitglieder am Erwartungsmanagement zu arbeiten“, interpretiert Eser.

Denn wenn mehrere Millionen zahlende Mitglieder sich in der aktuellen Lage in der Politik nicht ausreichend gehört und vertreten fühlen, drohen für die Verbände Abwanderung, Kündigung oder gar negative Mundpropaganda. „Dies hätte fatale Auswirkungen auf die an sich – auch für die notwendige Fachkompetenz in der Politik – positiv zu bewertende Verbands-Vielfalt in Deutschland. Denn ohne starke Verbände als ´Transmissionsriemen der Gesellschaft´ in Richtung Politik und Wirtschaft funktioniert unser demokratisch gerade aktuell immer wieder mühsam und neu zu legitimierende Gemeinwesen in Deutschland nicht“, so Eser.

Mehr Informationen zur Studie Fanfocus Deutschland Verbände finden Sie hier.

Ihr Ansprechpartner:

Stefan Eser

Leiter Emotionale Mitgliederbindung